Anita Borer ist höchste Ustermerin!
An der Gemeinderatssitzung vom Montag, 12. April 2021, wurde Anita Borer mit einem beachtlichen Resultat zur Gemeinderatspräsidentin gewählt. Die SVP Uster gratuliert ihrer Gemeinderätin ganz herzlich.
Sie darf sich nun ein Jahr «höchste Ustermerin» nennen. Nachfolgend lesen Sie Anita Borers Antrittsrede.
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Liebe Gemeinderätinnen, liebe Gemeinderäte
Liebe Stadträtinnen, liebe Stadträte
Sehr geehrte Vertreter der Presse
Sehr geehrte Zuhörerinnen und Zuhörer
Liebe Politikerinnen und Politiker im Saal: Warum machen Sie Politik?
Ist es das haufenweise Geld, das Sie im Gemeinderat verdienen? Ist es die grosse Anerkennung, die Ihnen dafür zugesprochen wird? Oder ist es die Freude daran, zusätzlich zum vielfältigen Engagement im Beruf, der Familie und dem Drumherum ein paar Stunden in der Woche mit Sitzungen zu verbringen?
Ironie beiseite… In der Gemeinde Politik zu machen, ist anspruchsvoll und sagen wir es mal so: es ist ganz sicher persönlichkeitserweiternd.
Politiker zu sein, braucht manchmal eine hohe Frustrationstoleranz. Wir vertreten die eigene Meinung öffentlich, auch dann, wenn wir in der Minderheit sind. Wir kämpfen öffentlich für ein Anliegen, auch wenn wir immer einen Teil der Leute gegen uns haben. Wir sind oft im Kollektiv einsam. Wir sind – zusammen mit Versicherungsvertretern, Bankern und Journalisten – die am wenigsten vertrauenswürdige Spezies gemäss einer internationalen Studie.
Also nochmals, WARUM machen Sie Politik? Ich habe mir diese Frage auch gestellt. WARUM mache ich Politik?
Als ich 2006 über die Junge SVP und zur SVP gelangte, wusste ich noch nicht, was mich erwartet. Ich wollte Lösungen finden und etwas bewegen. Schnell stellte ich fest, dass dies nicht so einfach war, wie ich mir das vorstellte. In der Politik weht ein rauer Wind. Es liegen manchmal Steine oder ganze Felsbrocken auf dem Weg zum Ziel.
Seit ich in der Politik aktiv bin, habe ich mich mehrfach gefragt, ob es das Richtige für mich ist. Denn ich gebe es hier offen zu, ich streite nicht gern. Eigentlich bin ich sehr harmoniebedürftig. Doch in der Politik muss man Spannungen aushalten. Es ist wichtig, dass wir auch mal heftig diskutieren und debattieren können, solange wir letztendlich zu guten Ergebnissen kommen.
Dies wurde mir schnell bewusst, entsprechend konnte ich mich rasch in dieser Rolle zurechtfinden. Mich in einer Rolle zurechtfinden treibt mich jedoch noch nicht an. Was ist es also, das mich dazu bewegt hat, die letzten 15 Jahre nervenaufreibende Politik zu betreiben?
Meine Damen und Herren, es klingt vielleicht etwas sehr idyllisch, aber es ist wahr: Ich liebe die Schweiz. Ich liebe Uster. Ich bin sehr dankbar, hier leben zu dürfen. Schon im Staatskunde-Unterricht in der Schule wurde mir schnell klar, welches Glück wir in der Schweiz mit unserer Direkten Demokratie haben. Wir dürfen unsere Meinung öffentlich sagen. Wir dürfen unterschiedlicher Meinung sein. Es ist ein grosses Privileg, das wir wohl nicht genug schätzen können.
Und genau dieses Privileg will ich nutzen. Ja, ich will die Direkte Demokratie wertschätzen. Ich will etwas tun für das Land, das ich liebe und für die Stadt, in der ich sehr gerne lebe. Ich will mitmachen, anstatt mich nur über das, was mir nicht passt, zu ärgern. Das ist meine Antwort auf das WARUM. Und ja, das ist es, was mich antreibt – inklusive des rosa Filters, der auf dieser Aussage liegt.
Liebe Ratskollegin, liebe Ratskolleg: Auch wenn wir uns nicht immer einig sind, so möchte ich dir sagen: ich finde es grossartig, dass du dich in unserem politischen System aktiv engagierst. Ich schätze es sehr, dass du den Mut hast, zu deiner Haltung zu stehen und für deine Überzeugung einzustehen.
Ich wünsche mir, dass wir dies aufrechterhalten. Dass wir eine andere Meinung akzeptieren und sie als Mehrwert unserer freien Meinungsbildung sehen, auch wenn wir nicht einverstanden sind. Ich wünsche mir, dass wir öffentlich und klar zu unserer Meinung stehen, jedoch nicht die alleinige Wahrheit und Weisheit für uns beanspruchen.
Ich wünsche mir, dass wir für diese grundlegenden Werte der Schweiz wie Meinungsfreiheit und direkte Demokratie zusammen, parteiübergreifend, kämpfen können. Da draussen hat es nämlich ganz viele Meinungen, die wir als gewählte Politiker lediglich ein Stück weit vertreten.
Das Engagement jedes einzelnen von uns wichtig. Jede und jeder von uns trägt zur Demokratie und Meinungsbildung bei. Jede und jeder von uns trägt damit zum sozialen Zusammenhalt bei. Wir gehen verschiedene Wege und haben unterschiedliche Ansichten, doch ich denke, wir haben ein gemeinsames Ziel: Uns allen ein friedliches, lebenswertes Zusammenleben zu ermöglichen. Uster und damit auch die Schweiz ein Stück besser zu machen.
Viele Leute lesen nur die Schlagzeilen unserer Politik in der Zeitung. Sie sehen nicht, was alles hinter unserem Engagement steckt und dass es sowohl Sonnen- wie auch Schattenseiten hat. Viele Leute sind zudem frustriert von der Politik. Sie haben sich zurückgezogen und bestimmen nicht oder nicht mehr mit.
Den Frust kann ich verstehen. Es gibt Vorlagen, über die wir abgestimmt haben und die nicht planmässig umgesetzt wurden. Leider nützt anschliessendes Resignieren uns allen und unserer Demokratie nicht. Resignieren heisst, Stück für Stück unsere Privilegien – sogar noch freiwillig – aufzugeben.
Meine Aufgabe in diesem Präsidiumsjahr sehe ich darin, den Gemeinderat und die direkte Demokratie mit allen Facetten nach aussen zu vertreten. Ich möchte die Leute ermutigen, sich aktiv an unserem politischen System zu beteiligen und öffentlich zu ihrer Meinung zu stehen. Ich möchte wieder bewusster machen, WARUM es das Engagement von uns allen und auch von allen Bürgerinnen und Bürgern braucht.
Herzlichen Dank, geschätzte Ratskolleginnen und Ratskollegen, für die Wahl als Ratspräsidentin und euer entsprechendes Vertrauen. Ich nehme diese Aufgabe sehr ernst. Wer mich kennt, weiss, dass ich mir selbst die grösste Kritikerin bin und mein Bestes geben werde, um diese Aufgabe sinngemäss zu erfüllen.
Für euer wertvolles Engagement möchte ich auch meine persönliche Wertschätzung ausdrücken und hoffe, ihr bekommt dies in diesem Jahr auf die eine oder andere Art mit.
Vielen Dank an meine Partei und Fraktion – ihr muntert mich auf, wenn wir in der Minderheit sind – was mal vorkommen soll.
Herzlichen Dank an meine Familie, die mit mir durch alle Höhen und Tiefen geht – es ist schön, dass es euch gibt.
Und abschliessend: Herzlichen Dank allen Bürgerinnen und Bürgern, allen Gemeinderätinnen und Gemeinderäten, allen Stadträtinnen und Stadträten, dass Sie mitreden, sich an unserem politischen System beteiligen und sich für die Antwort auf Ihr WARUM einsetzen.